Von Bienen und Moskitos.
Die Geschichte spielte damals, als es noch sommerliche Museumsfeste gab, die weit über das
Dorf hinaus ein Ereignis waren, das Besucher aus nah und fern anzog. Mein Nachbar, er war
Imker, lud mich ein, mit ihm zusammen sein Schauvolk zu präsentieren. Dazu hatte er einen
kleinen Bienenkasten gebaut, dessen Rückseite aus Plexiglas war. Eine Königin mit einigen
Arbeiterinnen krabbelten auf der Wabe, so dass sie von außen gut zu beobachten war, die
Bienen aber nicht wegfliegen konnten da das Flugloch durch ein Fliegengitter versperrt war.
Wir saßen eine ganze Weile und gaben bereitwillig Auskunft auf die verschiedenen Fragen
zum Leben und Treiben der kleinen Honigsammlerinnen. Wieviel Honig produziert so ein
Volk, wie alt werden die Bienen, was hat es mit dem Schwärmen auf sich und Ähnliches.
Irgendwann setzte sich der Vater meines Freundes K. zu uns und hörte interessiert zu.
Da näherte sich ein sehr selbstbewusst auftretender Herr, begleitet von einer auffällig
getakelten Dame. Dem Tonfall seiner Rede nach kam er aus der, damals noch nicht – oder
vielleicht auch gerade wieder gewordenen Hauptstadt. „Sind das Wespen? Das sind doch
Wespen!“ fragte er und gab selbst die Antwort. Mein Nachbar und ich schauten uns
fassungslos ob solchen Unwissens an.
Da ergriff der Vater meines Freundes die Initiative. Beredt machte er unserem Besucher klar,
dass es ich keinesfalls um Wespen, sondern tatsächlich um besonders große Moskitos handle,
die man züchte. Unser Besucher war kurz sprachlos, schaute ungläubig, fügte sich dann aber
den bestimmt und im Brustton der Überzeugung vorgetragenen Erklärungen. Schließlich
stimmte er zu und erklärte seiner Begleiterin: „Siehst du, Kleine, das sind Moskitos.“
Th.U.